In zwei Arbeitsmonaten durchforsten Elisabeth Pleß und Lisa Sophie Kusz zeitgenössische, kräftige Texte von Autorinnen über Freiheit und Gleichheit aus verschiedenen Zeiten, hinterfragen sie und kreuzen sie mit aktuellen und eigenen Texten, um daraus eine eigene Theatersprache zu entwickeln, die dem heutigen Feminismus gerecht wird – in all seiner Stärke, Wut, Unabhängigkeit, Verletzbarkeit und seinem Lebenshunger.
Die Schauspielerinnen Elisabeth Pleß (Mitgründerin DRANGWERK) und Lisa Sophie gehören beide zum Ensemble und Label für Darstellende und Bildende Kunst DRANGWERK Köln. Hier werden interdisziplinäre Performances und Bühnenproduktionen an wechselnden Spielorten und Theatern realisiert. Beide verfügen über jahrelange Erfahrungen auf nationalen und internationalen Bühnen von verschiedenen Spielstätten.
Wie erleben wir Theater in Zeiten des Lockdowns? Gibt es Alternativen zu Streaming-Angeboten? Wie kann die Abwesenheit von Theater theatral erlebbar werden? Veit Sprenger, Theatermacher und Mentor von flausen+, setzt auf ein bekanntes, reduzierendes Format, das Comic. Den Austausch zur Forschung wird er mit diversen Künstler:innen ausschließlich über den Post- und Briefweg führen. Die Missverständnisse, die durch diese Art der Kommunikation entstehen, werden Teil der Erzählung, ebenso das Warten.
Veit Sprenger ist Gründungsmitglied der Theatergruppe Showcase Beat Le Mot, mit der er seit 1998 Theaterstücke, Performances, Kunstaktionen und Musikvideos produziert. Seit 2018 arbeitet er zusammen mit dem Komponisten Thies Mynther unter dem Label This Machine Kills Musiktheaterstücke. Bei dem Stipendienprogramm flausen+, initiiert durch das theater wrede +, ist er seit sechs Jahren regelmäßig als Mentor tätig.
Foto: Yvonne Salzmann
Foto: Yvonne Salzmann
Bühnenstoffe weisen nicht selten Analogien zum Märchen auf. Sie bieten Einblick in die sozialen Verhältnisse der jeweiligen Zeit und deren familiären und gesellschaftlichen Strukturen. Insbesondere im Frauenbild. Noch immer, trotz moderner Adaptionen in Film und Fernsehen, bleiben die Attribute: fleißig, schön und aufopferungsvoll, mit wenigen Ausnahmen, weiblich. Mit den möglichen Auswirkungen dieses Frauenbilds beschäftigt Gudrun H. E. Lelek sich in ihrer zweimonatigen Forschungsarbeit.
Gudrun H. E. Lelek tätigte Regiearbeiten u.a. am Staatstheater Kassel, Waldau Theater, Bremen, theater wrede +, Oldenburg, Theater Bremen, Junges Theater Göttingen. Die Künstlerische Leitung der Freilichtspiele Bad Bentheim hatte sie von 2005-2008.
Wie erklärt man Kindern ab drei Jahren Wasserknappheit und Klimawandel und bringt sie zum Handeln? Brit Bartuschka möchte den bewussten Umgang mit Ressourcen thematisieren, damit auch jüngere Kinder ein Bewusstsein für verantwortungsvolles Handeln entwickeln und in eine spannende Geschichte verpacken. Im Rahmen des Stipendiums erforscht sie, wie diese Themen bereits in Kinderbüchern aufbereitet wurden und entwickelt daraus eigene Texte.
Die freischaffende Schauspielerin, Performerin und Theaterpädagogin studierte an der Folkwang Hochschule und arbeitet in Oldenburg und in umliegenden Städten bei Kultur- und Theatereinrichtungen. Im theater wrede + ist sie vor allem durch Theaterstücke für die Allerkleinsten bekannt.
Foto: Izabela Mittwollen
Foto: Izabela Mittwollen
Neben tourbaren Bühnenstücken arbeiten Silvan Stephan und Felix Worpenberg an site-specific-Formaten und unkonventionellen Events. Letztere entstehen sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum, wie zum Beispiel „Goodbye Norm“ oder die „Tour de Quakenbrück“. Gemeinsam erforschen sie in ihrer TakeCare Residenz, wie eine abwechslungsreiche Programmreihe gestaltet sein kann. Beide gehören Freien Gruppen an: Dem „Syndikat Gefährliche Liebschaften“ aus Quakenbrück und „DIE SOZIALE FIKTION“ aus Hildesheim.
Freier Produktionsleiter und Theatermacher Felix Worpenberg ist Teil des Freien Theaters DIE SOZIALE FIKTION, das vor allem in Niedersachsen, Schleswig-Holstein sowie Sachsen aktiv ist. Silvan Stephan arbeitet als Regisseur, Dramaturg und Videokünstler für unterschiedliche Auftraggeber in Deutschland und der Schweiz und begeistert sich neben Bühneninszenierungen vor allem für transdisziplinäre und ortsspezifische Theater- und Kulturformate und die Arbeit mit Menschen ohne Theatererfahrung.
Stillstand und gleichzeitig rasendes Tempo – Corona hat uns aus der Zeit fallen lassen. Was macht diese Zeitverschiebung mit einer Gesellschaft, mit einem ganz persönlich, was macht es mit der Kunst? Was macht die Kunst mit ihr? Wie kann man mit einer Kunstform in Dialog treten und gleichzeitig Abstand wahren? Damit beschäftigt sich Kristina Feix im Rahmen ihres Stipendiums. Sie erforscht neue Darstellungskonzepte, die trotz Corona-Auflagen neue Qualitäten aufweisen können. Wo ist die Tür nach draußen, die Dialog auf Abstand und Nähe schafft?
Figurenspielerin Kristina Feix arbeitet seit mehr als 20 Jahren überwiegend freischaffend. Ihre bisherigen Tätigkeiten umfassten Engagements am Puppentheater Halle, Staatstheater Meiningen, Theaterhaus Frankfurt am Main u.a. Darüber hinaus übernahm sie Regiearbeiten für das TJG Dresden, theater wrede + und für freischaffende Figurentheater in Deutschland und der Schweiz. Sie ist Mitbegründerin vom Theater Lakritz/ Berlin und dem Kranewit Theater, das sie seit 2013 leitet.
Der Wechsel auf die weiterführende Schule stellt Kinder vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Joachim von der Heiden entwickelt ein Format, das die Kinder in ihrem Schulalltag begleitet und sie an unüblichen Plätzen und in ungewohnten Zusammenhängen Kunst-Momente erleben lässt. Kinder sollen neugierig werden und spielerisch mit künstlerischen Mitteln und ungewöhnlichen Spiel-Raum-Anordnungen in Berührung kommen und interaktiv aufeinander zugehen.
Joachim von der Heiden, Gründer des theater monteure und seit 32 Jahren künstlerischer Leiter, entwickelt zusammen mit Künstler:innen aus verschiedensten Bereichen Eigenproduktionen für junges Publikum, bei denen die Grenzen zwischen Performance, Schauspiel, Tanz- und Musiktheater und Bildender Kunst fließend sind.
Ylva Jangsell beschäftigt sich mit ihrem eigenen alternden Körper als Ausgangspunkt. Was können ihr Körper und sie im Bereich Tanz und Bewegung noch künstlerisch leisten? Wie kann man trotz schwindender Kraft weiter tanzen? Können wir dem äußeren Verfall entgegenwirken mit innerer Stärke und positive Gedanken? Oder muss es Botox und Psychopharmaka sein, um auch noch im fortgeschrittenem Alter gesellschaftliche Akzeptanz zu finden? Ihre Gedanken setzte sie dabei tänzerisch und performativ um.
Ylva Jangsell studierte Schauspiel, Tanz, visuelles Theater, Performance und Physical Theatre in England, Dänemark und Schweden. Seit 2000 wohnt sie in Hannover und leitet dort seit 2004 das mobile Kindertheater "Theater Tüte". Für ihre Arbeit nutzt sie ihre Wurzeln aus Performance- und Tanz/ Bewegungstraditionen und arbeitet in offenen Strukturen mit Abstraktionen und Improvisation. Ihre Theaterform zeichnet aus, dass sie mit den Impulsen der kleinen und großen Zuschauer:innen arbeitet.
Schon Dreijährige unterscheiden zwischen Spiel und Realität und wechseln ungehemmt vom einen ins Andere. Dies untersucht Karl-Heinz Stenz genauer. Sind es Figuren, die entdecken, dass sie Teil einer erfundenen Geschichte sind oder in eine andere Geschichte hineingeraten? Wie können dabei neue Medien kindgerecht eingesetzt werden, sodass sie zu inspirierenden Versatzstücken von Fantasiewelten werden und Kinder zum Mitmachen angeregt werden?
Der Medienkünstler Karl-Heinz Stenz ist seit 20 Jahren im Theater tätig und wirkt zudem als Performer. Zahlreiche ortsspezifische Performances, Medieninstallationen und Gastengagements führten ihn u.a. an die Hamburgische Staatsoper und das Oldenburgische Staaatstheater. Im theater wrede+ entwickelt er maßgeblich medial-interaktive Theaterproduktionen im Abendbereich. 2021 realisierte er mit „Mond. Eine Reise durch die Nacht“ erstmals ein mediales Theater für alle ab einem Jahr.
Wie kann ein entspanntes und achtsames künstlerisches Arbeiten aussehen, weit weg von selbstschädigender und leistungsorientierter Produktionskultur? Die Antwort sucht Chang Nai Wen in ihrem Forschungsprojekt “UN-LEARNING”. Sie reflektiert dabei ihr eigenes künstlerisches Schaffen. Welche Zwänge sind selbst auferlegt und welche sind durch das Arbeitsumfeld bedingt? Welche Entscheidungsmöglichkeiten hätte sie gehabt, aber nicht wahrgenommen? Im Anschluss entsteht ein neues ganzheitliches Arbeitsmodell: das „New Normal“.
Chang Nai Wen arbeitet international als freie Regisseurin u.a. in Berlin, Leipzig, New York, Rom, Syros und demnächst in Taipei. Darüber hinaus ist sie Mitglied des Lincoln Center Theater Directors Lab in New York, Gründungsmitglied des internationalen Regiekollektivs „World Wide Lab“ (WWL) und seit Ende 2015 Vorstandsmitglied vom Landesverband freie darstellende Künste Berlin (LAFT).